Familien: Trends setzen sich fort

26. Dezember 2017 / Comments (0)

Allgemein News

Der Familienreport 2017 des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zeigt: Der Trend hin zu einer möglichst egalitären Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit in Paarbeziehungen setzt sich fort.

Die Einführung des Elterngeldes vor zehn Jahren hat einen neuen Standard geschaffen: Die gleichmäßige Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit unter den Elternteilen. Auch wenn die Umsetzung, dem noch nicht entspricht: Väter übernehmen heute mehr Aufgaben in der Familie. Elternzeiten für Väter gehören inzwischen selbstverständlich dazu. Sie führen dazu, dass Väter eine engere Bindung zu ihren Nachwuchs aufbauen. Dadurch engagieren sie sich auch im Anschluss stärker für ihre Kinder und verbringen mehr Zeit mit ihnen. Kinder erleben ihre Eltern als gleichwertige Bezugs- und Ansprechpersonen und profitieren davon für ihre Entwicklung.

Gleichmäßige Aufgabenverteilung auch im Trennungsfall

Im Falle einer Trennung oder Scheidung des Elternpaares wirkt das neue Familienkonzept nach. Immer mehr Mütter und Väter teilen sich auch dann noch die Betreuung ihrer Kinder gleichmäßig auf. 15 Prozent der Trennungseltern leben dieses Konzept. Es stößt inzwischen auf große gesellschaftliche Zustimmung: 77 Prozent der Bevölkerung befürworten es.

Mehr Mütter erwerbstätig

Dem stärkeren familiären Engagement der Väter steht eine zunehmende Berufstätigkeit der Mütter gegenüber. Zwischen 2006 und 2015 stiegt ihre Erwerbsquote von 60 auf 67 Prozent. Besonders ausgeprägt ist die Zunahmen bei den Müttern mit Kindern im Krippenalter zwischen einem und drei Jahren. Das Elterngeld ist ein Aspekt, der diese Entwicklung befördert. Der andere ist der flächendeckende Ausbau der Kindertagesbetreuung.

Kinderarmut gestiegen

Zwei Einkommen wirken sich in der Regel positive auf die finanzielle Absicherung von Familien aus. Trotzdem stellt der Familienreport fest, dass sich die Armutsrisikoquote erhöht hat. 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland sind armutsgefährdet. Besonders betroffen sind Alleinerziehendenhaushalte, Familien mit drei und mehr Kindern sowie aktuell zugewanderte Familien. Auf die Kinder wirkt sich die wirtschaftlich instabile Situation ihrer Familie negativ aus: ihr Wohlergehen sinkt und ihre kulturelle Teilhabe ist eingeschränkt. Besuchen betroffene Kinder eine gute Kindertagesstätte kann dies wesentlich dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der Armutsgefährdung zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen.

Kita-Besuch hilft allen Kindern

Im Familienreport heißt es: “Kinder, die im Alter von zwei bis drei Jahren eine Kindertageseinrichtung besuchen, sind in ihrem adaptiven Verhalten weiter entwickelt als Kinder, die noch keine Einrichtung besuchen. Sie haben höhere sprachliche, motorische und soziale Fähigkeiten wie auch weiter entwickelte Alltagsfertigkeiten. Mittelfristig lässt sich nachweisen, dass Schulkinder in ihrem sozio­emotionalen Verhalten stärker gefestigt sind, je früher sie eine Kindertageseinrichtung besucht haben. Langfristig zeigen sich ebenfalls positive Zusammenhänge zwischen der Dauer der frühkindlichen Betreuung und den kognitiven und nicht kognitiven Fähigkeiten von Jugendlichen. Kinderbetreuung hat also auch eine Schutzfunktion.”

Zugang zur frühkindlichen Bildung eröffnen

Kindertagesbetreuung sei wichtig, um die Bildungs- und Teilhabechancen von Kindern zu erhöhen. Daher müssen alle Kinder einen guten Zugang dazu haben. Zu verzeichnen ist jedoch, dass zum Beispiel Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund deutlich später eine Kindertageseinrichtungen besuchen, als solche ohne Migrationshintergrund. Auch geflüchtete Familien finden seltener Zugang zum frühkindlichen Bildungssystem.

Das Bundesfamilienministerium startete daher das Bundesprogramm “Kita-Einstieg”. Bis zu 300 teilnehmende Projektpartnerinnen und -partner erhalten eine Förderung für eine Koordinierungsstelle, Fachkräfte für die Umsetzung von Angeboten sowie zusätzliche Projektmittel. Auch das Bundesprogramm “Elternchance” mit inzwischen rund 8.000 Elternbegleiterinnen und -begleitern trägt dazu bei, Hürden für Familien abzubauen.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Unterstützung nötig

Der Report zeigt auch, dass Familien sich noch mehr Unterstützung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wünschen. Damit adressieren sie Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften gleichermaßen. Neben flexibleren Arbeitszeiten und der Möglichkeit ortsunabhängig, zum Beispiel vom Home Office aus, zu arbeiten, stehen auch bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote weiterhin oben auf der Wunschliste.

Link:

  • Familienreport 2017 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, August 2017

Foto: Picsea auf Unsplash