Gesellschaftlicher Wandel beeinflusst Kitas

31. Juli 2018 / Comments (0)

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Gesellschaftliche Entwicklungen machen vor der Tür einer Kita nicht Halt – im Gegenteil, die Kinder bringen die ganze Bandbreite familiärer und sozialer Herausforderungen mit. Wie gehen Kitas damit um? Wo brauchen sie Unterstützung?

Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigt sich der Forschungsbericht „Herausforderungen von Kindertageseinrichtungen in einer vielfältigen Gesellschaft“. Die Hochschule Rosenheim erstellte ihn im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks. Sie befragte dafür 94 Leitungen von Kindertageseinrichtungen in Sachsen und Thüringen nach ihren Umgangsweisen mit gesellschaftlicher Vielfalt. Speziell ging es um den Umgang mit benachteiligten Gruppen und mit Diversität.

Vielfalt in den Lebensumständen zeigt sich nicht nur bezüglich Religion, kulturellem Hintergrund oder Familienform, sondern auch im Hinblick auf finanzielle und soziale Verhältnisse sowie die Zeitbudgets von Familien. Auch gesellschaftliche Bewegungen wie neu erstarkter Rechtspopulismus, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Abwertungen bis hin zum Extremismus gehören zur wachsenden Diversität in unserer Gesellschaft.

Demokratiebildung bereits in der Kita

Kinder sollten darauf vorbereitet werden, gut mit den Herausforderungen umzugehen, die ein Leben in einer offenen, vielfältigen Gesellschaft mit sich bringt. Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes sagt: „Wir brauchen ein Kita-Programm der frühen Förderung von Demokratiebildung, Partizipation sowie eines wertschätzenden Umgangs mit Vielfalt“ und kündigt an, dass das Kinderhilfswerk mit seinen Partnern dazu beitragen werde. Auch Prof. Dr. Sabina Schutter von der Hochschule Rosenheim ist der Ansicht, dass Kitas mit den wachsenden Anforderungen nicht alleine gelassen werden dürfen.

Kitas im Spannungsfeld der Erwartungen

Der Forschungsbericht beleuchtet zudem ein mehrdimensionales Spannungsfeld für die Kitas: Zum einen stehen sie zwischen den Erwartungen von Familien mit hohem Bildungsanspruch und den Erfordernissen von Kindern mit geringeren familiären Ressourcen, zum anderen zwischen den Erwartungen der Grundschulen an bestimmte Bildungsleistungen der Kinder und den Erkenntnissen einer offenen Pädagogik.

Ein weiteres Ergebnis aus dem Forschungsbericht: Kinderarmut wirkt sich doppelt negativ aus. Denn Kinder, die in ihrem familiären Umfeld weniger Ressourcen vorfänden, litten besonders unter teilweise engen räumlichen Bedingungen und defizitärer personeller Ausstattung in Kitas.

Mehr Personal und gezielte Fortbildungen angemahnt

Im Allgemeinen bezeichnen sich die befragten Kita-Leitungen in Sachsen und Thüringen als gut gerüstet für den Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt. Doch gleichzeitig sehen sie ihre Arbeit erschwert durch zu knapp bemessene Personalschlüssel und Probleme bei der Gewinnung von Fachkräften. Sie mahnen zudem Fortbildungen im Bereich Kinderrechte, Partizipation und Diversität an.

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Foto: Mark Smith/unsplash.com