Kita-Ausbau allein ist nicht genug

15. Mai 2018 / Comments (0)

Allgemein News

Ein ebenso dringender Bedarf bestehe für bundesweit verbindliche Qualitätsstandards, sagt Anette Stein von der Bertelsmann-Stiftung. Als Programm-Direktorin befasst sie sich der Wirksamkeit von Bildungsinvestitionen.

Bei der Forderung nach einheitlichen Qualitätsstandards für Kitas gehe es nicht um ein starres Regelwerk, das den individuellen Gegebenheiten vor Ort keinen Freiraum ließe, erklärt Anette Stein im Interview mit „didacta infodienst“, dem Bildungsdossier des Verbandes der deutschen Bildungswirtschaft „didacta“. Dennoch seien bundesweit einheitliche Maßstäbe zu den Themen Personalschlüssel, Zeit für Leitungsaufgaben, Fachberatung, Fortbildung und gesunde Kita-Verpflegung erforderlich. Beispielsweise variiere derzeit der Personalschlüssel zwischen 7,7 Kindergartenkindern pro Fachkraft in Baden-Württemberg und 13,7 in Mecklenburg-Vorpommern.

Unter fehlender Leitungszeit leiden alle

Für ihre zahlreichen Zusatzaufgaben benötigen Kita-Leitungen Extrazeit. Anette Stein berichtet, dass zehn Prozent aller deutschen Kitas ganz ohne solche Leitungszeit auskommen müssten. Dies habe negative Folgen nicht nur für die Leitungskräfte und ihre Arbeit am Kind, sondern auch auf die Kita-Qualität insgesamt.

Qualitätsausbau fördern und Gebühren staffeln

Die Mittel für frühe Bildung wurden in den letzten Jahren deutlich erhöht, kamen aber vor allem der Quantität der Kita-Plätze zugute. Anette Stein fordert von der Politik zusätzlich einen verstärkten Einsatz für die Kita-Qualität. Die von der Bund-Länder-Konferenz errechneten Kosten für eine umfassende Qualitätssteigerung in Höhe von zehn bis elf Milliarden Euro hält sie für realistisch. Diese Mittel müssten jedoch zusätzlich in die Bildung fließen und nicht an anderer Stelle im Bildungssektor eingespart werden. Erst wenn dies erreicht sei, könne man die grundsätzlich von der Stiftung befürwortete Gebührenfreiheit für alle anstreben. Bis dahin sollten kostenlose Kita-Plätze für Familien mit niedrigem Einkommen eingeführt werden. Für alle anderen müsste es eine einheitliche soziale Gebührenstaffelungen geben, die auf Grundlage des Familieneinkommen erhoben würde.

Links:

Foto: lordn/Fotolia.com