Mehr Zeit für Leitungsaufgaben!

24. Oktober 2017 / Comments (0)

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Kita-Leitungskräfte sind verantwortlich für Pädagogik, Personal und Budget. Wichtige Aufgaben, die entscheidend sind für die Qualität einer Kindertageseinrichtung. Genug Zeit dafür gibt es jedoch nur selten, in mehr als jeder zehnten Kita sogar überhaupt keine. In einer im März 2017 veröffentlichten Studie empfiehlt die Bertelsmann Stiftung bundesweit einheitliche Standards.

Leiterinnen und Leiter von Kindertageseinrichtungen haben zu wenig Zeit für ihre Führungsaufgaben. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Für Pädagogik, Personal, Budget und Elterngespräche fehlt den Leitungskräften durchschnittlich etwa die Hälfte der eigentlich notwendigen Zeit. In den Bundesländern wird unterschiedlich viel Wert auf die zeitliche Leitungsausstattung gelegt.

Lediglich 15 Prozent der mehr als 51.000 Kitas in Deutschland erfüllen derzeit die Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung. Denen zufolge sollte jede Kita unabhängig von ihrer Größe idealerweise über eine Grundausstattung von 20 Stunden pro Woche für Führungs- und Leitungsaufgaben verfügen. Zusätzlich zu diesem Sockel sollten jeder Kita pro rechnerisch ganztags betreutem Kind 0,35 Stunden wöchentlich eingeräumt werden, um dem höheren Leitungsaufwand mit wachsender Kita-Größe gerecht zu werden. Die Leiterin einer Kita mit rechnerisch 30 ganztags betreuten Kindern hätte nach diesem Modell 30,5 Wochenstunden, innerhalb derer sie neben der klassischen Betriebs- und Personalführung das pädagogische Konzept weiterentwickeln und die Zusammenarbeit mit Eltern und externen Partnern gestalten kann. Fast doppelt so viele Leitungsstunden würden einer Einrichtung mit 115 ganztags betreuten Kindern zur Verfügung stehen.

Jeder zweiten Kita fehlt das Minimum an Leitungskapazität

Die Bedeutung dieser Aufgaben für die Qualität einer Kita ist laut Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, lange unterschätzt worden: “Eine gute Kita braucht kindgerechte Personalschlüssel und eine professionelle Leitung. Das verbessert die Qualität in den Kitas und hat einen positiven Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder”, sagt Dräger. Zwar seien in Kita-Ausbau und bessere Betreuungsrelationen in den vergangenen Jahren erhebliche Summen investiert worden, die Ausstattung mit Leitungsressourcen sei allerdings zumeist vernachlässigt worden. “Die gestiegenen Ansprüche von Eltern, Gesellschaft und Politik kann eine Kita kaum erfüllen, wenn nicht wenigstens eine halbe Stelle für Leitungsaufgaben vorhanden ist”, so Dräger.

Genau das trifft derzeit jedoch nur auf jede zweite Kita zu. Allen anderen knapp 25.000 Kitas in Deutschland steht noch nicht einmal der von der Bertelsmann Stiftung empfohlene Sockel von 20 Leitungsstunden zur Verfügung. Fast elf Prozent der deutschen Kitas haben sogar überhaupt keine zeitlichen Ressourcen für Leitungs- und Verwaltungsaufgaben. Davon betroffen sind vor allem kleinere Einrichtungen. Jeder vierten Kita mit weniger als 40 Plätzen steht keinerlei Zeit für Leitung und Verwaltung zur Verfügung. „Die Null-Ausstattung für Leitung geht zu Lasten der Kinderbetreuung, des pädagogischen Konzepts und der Gesundheit der Leiterin“, sagt Dräger.

Große regionale Unterschiede

Ähnlich wie bei den Personalschlüsseln stellt sich die Lage in den einzelnen Bundesländern höchst unterschiedlich dar. Überhaupt keine zeitlichen Ressourcen haben in Bremen 28 Prozent der Kitas, in Sachsen-Anhalt und Thüringen hingegen nur knapp ein Prozent. Und während in Hamburg jede zweite Kita die Empfehlung der Bertelsmann Stiftung erfüllt, erreichen in Thüringen nur drei Prozent der Kitas den empfohlenen Wert. Nicht viel besser ist die Lage in Sachsen-Anhalt (vier Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (fünf Prozent) und Bayern (sechs Prozent).

Situation in Baden-Württemberg

Für den Südwesten fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg: „(…) dass Kitaleitungen 25 Prozent ihrer Arbeitszeit pro Kita-Gruppe für Leitungsaufgaben verwenden können müssen, um die Qualitätsentwicklung in Kitas sicherzustellen. 20 Prozent der Kita-Leitungen in Baden-Württemberg bekommen überhaupt keine zusätzlichen Stunden für diese Aufgabe. Damit liegt der Südwesten im bundesweiten Vergleich auf dem 13. Platz.

Bundesweite Standards sinnvoll

“

Für Jörg Dräger sind diese eklatanten Unterschiede zwischen den Ländern ein Beleg dafür, dass es eines bundesweit einheitlichen Standards bedarf. Mit einem solchen Standard kann die Zeit bemessen werden, über die Leitungskräfte verfügen sollten. “Die nötigen Ressourcen für die Leitung einer Kita sollten gesetzlich verankert und finanziell gesichert sein”, fordert der Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Um das bestmögliche Maß an Professionalisierung zu erreichen, fehlen für die Leitungsebene umgerechnet 21.800 Vollzeitkräfte in Deutschland. Bundesweit bedeutet dies einen Anstieg der Personalkosten um jährlich bis zu 1,3 Milliarden Euro. Das entspricht in etwa fünf Prozent der öffentlichen Ausgaben für die Kindertagesbetreuung.

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