Kita-Qualität: Fachberatung stärken

7. November 2017 / Comments (0)

Allgemein News

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg (GEW) forderte im September 2017 in einer Publikation zum Thema „Fachberatung“ eine Stärkung dieser Position im System der Kindertagesbetreuung und Kindertagespflege.

Die GEW beschreibt die Bedeutung der Fachberatung so: „Im System der Kinder- und Jugendhilfe gehört die Fachberatung zu den wichtigsten Unterstützungssystemen für Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege, um die Qualität der pädagogischen Arbeit mit den Fachkräften zu entwickeln und zu sichern. Fachberatung unterstützt die Träger und Einrichtungsleiter/innen darin, ein fachlich und organisatorisch tragfähiges Angebot für alle Kinder und Eltern zu schaffen und aufrecht zu erhalten. Sie initiiert Veränderungsprozesse in den Angebotsstrukturen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Fachberatungspersonen gewährleisten den Transfer theoretischer, fachlicher und wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis und nutzen alle verfügbaren Netzwerke der Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe.“

Breites Aufgabenspektrum

Fachberatungen übernehmen dabei eine Vielzahl von Organisations-, Beratungs- und Vernetzungsaufgaben auf unterschiedlichen Ebenen. Sie beraten und unterstützen Träger, Einrichtungsleitungen, Teams sowie einzelne Beschäftigte. Außerdem leisten sie Öffentlichkeits- und Gremienarbeit. Es ergibt sich eine Fülle von Aufgaben und Anforderungen, die je nach Träger unterschiedlich gewichtet sind.

Arbeitsbedingungen sehr unterschiedlich

Die GEW stellt fest, dass das Berufsbild „Fachberatung“ unklar ist. Es existieren unterschiedliche Modelle von Fachberatung nebeneinander. Profile sowie Arbeitsbedingungen gestalten sich sehr unterschiedlich.

Beratung und Aufsicht: ein Spannungsfeld

Als besonders problematisch erweise es sich im Alltag, dass viele Fachberatungen gleichzeitig für die Dienst- und Fachaufsicht zuständig seien, kritisiert die GEW. Die Tatsache, Vorgesetzte zu sein, untergrabe ihre Beratungsrolle. Diese basiere auf einem kooperativen Handlungskonzept. Das bedeutet: Beratungen müssen immer freiwillig sein. Ihre Inhalte unterliegen der Schweigepflicht, sie werden nicht für Beurteilungen und Personalentscheidungen herangezogen und sie enthalten keine Weisungen.

Bedarf ist hoch – Anerkennung fehlt

Der Bedarf an Fachberatung sei hoch. Die vorhandenen Kapazitäten decken ihn oft nicht, berichtet die GEW. Dennoch werde Fachberatung noch nicht als „notwendige und unerlässliche Leistung im Arbeitsfeld Kindertageseinrichtung und Kindertagespflege gesehen und anerkannt.“

Ausbildung anpassen

Die GEW schreibt: „Gefordert ist die Entwicklung einer eigenständigen Profession Fachberatung in der Kinder- und Jugendhilfe. Deshalb sind an den (kindheits-) pädagogischen, sozialpädagogischen und psychologischen Ausbildungs- und Studiengängen durch aufbauende Masterstudiengänge oder durch längerfristige mindestens viersemestrige Weiterbildungen Qualifizierungen für Fachberater/innen zu entwickeln, zu erproben und zu etablieren.“

Verbindliche Standards definieren

Außerdem fordert die GEW Fachberatungen auf allen Trägerebenen einzurichten und dies gesetzlich festzulegen. Die Träger sollen der Fachberatung einen festen Platz in ihren Strukturen einräumen und diese Fachleute mit eigenen Räumlichkeiten ausstatten. Die Landesregierung müsse dafür die nötige Finanzierung zur Verfügung stellen. Das Landesjugendamt solle Netzwerktreffen für Fachberatungen organisieren, die dem Erfahrungsaustausch dienen. Auf Landesebene gelte es, ein fachlich-inhaltliches Konzept für Fachberatungen zu erarbeitet. Daran seinen die freien und öffentlichen Träger sowie die Gewerkschaften zu beteiligen. Die Fachberatungen seien in den Entgeltordnungen entsprechend einzustufen.

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