Waltraud Weegmann in TV-Gesprächsrunde

„Personalmangel: Wenn die Kita früher schließt“, das war das Thema bei Alpha & Omega, einer Talksendung von kirchenfernsehen.de. Mit dabei war Waltraud Weegmann, Gründerin und Vorstandsvorsitzende des VFUKS.

An der halbstündigen Gesprächsrunde nahmen ferner die Erzieherin und Autorin Susanne Schnieder teil sowie Professorin Dr. Regine Morys von der Hochschule Esslingen. Sie leitet den Studiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit“. Heidrun Lieb von Kirchenfernsehen.de, dem Videoportal der Evangelischen Landeskirche Baden-Württemberg, moderierte die Sendung.

Der „tägliche Wahnsinn“

Susanne Schnieder beschreibt Situationen aus der Praxis, an denen sie als Leiterin einer Kita manchmal fast verzweifelt. Es würden immer mehr Aufgaben vom Elternhaus in die Kita verlegt, die früher Familienaufgaben waren. Schnieder bedauert, dass die Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter dabei oft als Dienstleisterinnen und Dienstleister wahrgenommen würden und weniger als pädagogisches Fachpersonal. Sie wünscht sich, mit den Eltern „Schulter an Schulter“ für das Wohl der Kinder kämpfen zu können.

Eltern möchten „totale Sicherheit“ für ihr Kind

Waltraud Weegmann sagt, dass Eltern heute hinsichtlich der Vermittlung von Wissen in der Kita höhere Ansprüche stellten. Zudem sei der Wunsch nach umfassender Sicherheit für die Kinder stark gestiegen. Weegmann findet es jedoch angesichts ganztägiger Betreuungszeiten wichtig, dass Kinder auch in der Kita Erfahrungen machen können, wie sie früher im Kinderalltag außerhalb von Betreuungseinrichtungen möglich waren.

Die Kita als Bildungsort

Professorin Morys bestätigt den gestiegenen Anspruch an die Kita als Bildungseinrichtung. Er sei auch auf den politischen Paradigmenwechsel zurückzuführen. Seit 2004 existieren Bildungspläne für Kitas und der Bildungsaspekt sei in den Einrichtungen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Die Studierenden an der Hochschule Esslingen würden gut auf den komplexer gewordenen Kita-Alltag vorbereitet. Neben pädagogischen Themen gehe es im Studium beispielsweise auch um die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern, um die Führung von Kita-Teams, das Qualitätsmanagement sowie die Vernetzung im Gemeinwesen.

Der Personalmangel war absehbar

Die Hochschule Esslingen bietet im Studiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ jährlich 35 Studienplätze an. Ihnen stehen 20 mal so viele Bewerbungen gegenüber. Bundesweit gibt es etwa 3.500 Studienplätze für „Staatlich anerkannte Kindheitspädagogen“. Laut einer Studie der TU Dortmund werden bis 2025 jedoch 309.000 zusätzliche (allerdings nicht notwendigerweise studierte) Fachkräfte gebraucht.

Waltraud Weegmann betont, dass der Fachkräftemangel durch den Kitaausbau und eine Verbesserung des Personalschlüssels bereits vor über zehn Jahren absehbar gewesen sei. Die Politik habe ihn damals allerdings nicht erkannt und erst viel zu spät reagiert. Als Trägervertreterin habe sie nichts unversucht gelassen, um die Personalsituation für die eigenen Einrichtungen zu verbessern. Seit 2012 biete sie an eigenen Fachschulen eine praxisintegrierte, von Beginn an bezahlte Ausbildung (PIA) sowie eine Qualifizierung für Quereinsteigende an. Diese Einstiegsmöglichkeiten machten die Ausbildung attraktiver und zögen auch vermehrt Männer in den Beruf.

Diskussionspunkt Bezahlung

Über die Angemessenheit und den Stellenwert der Bezahlung waren die Diskussionsteilnehmerinnen nicht in allen Punkten der gleichen Meinung. Weegmann betont, dass das Problem des Fachkräftemangels sich nicht allein durch höhere Bezahlung lösen lasse. Eine Perspektive, wann der Personalengpass überwunden sein werde, können die Gesprächsteilnehmerinnen daher nicht eröffnen.

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Foto: Screenshot aus Video von Kirchenfernsehen.de