Der VFUKS lud Prof. Dr. Nataliya Soultanian, Leiterin des Forums Frühkindliche Bildung (FFB), zu einem spannenden Vortrag über den neuen Orientierungsplan ein. Die Professorin für Kindheitspädagogik berichtete aus erster Hand über die Weiterentwicklung des Orientierungsplans für Bildung und Erziehung in baden-württembergischen Kindertageseinrichtungen, an dessen Überarbeitung sie maßgeblich beteiligt war.
Frau Soultanian leitet seit Mai 2020 das Forum Frühkindliche Bildung. Zuvor war sie Professorin an der SRH Hochschule Heidelberg, wo sie den Bachelorstudiengang Kindheitspädagogik leitete und ihren Forschungsschwerpunkt auf Spracherwerb und Sprachförderung legte. Durch ihre wissenschaftliche Expertise und ihre enge Einbindung in die Arbeit am Orientierungsplan zählt sie zu den zentralen Akteurinnen in der aktuellen Weiterentwicklung.
Ein partizipativer Prozess
In ihrem Vortrag betonte Soultanian, dass der Orientierungsplan (OP) in einem breit angelegten, partizipativen Prozess weiterentwickelt wurde. Unter der Aufsicht und Begleitung des Kultusministeriums wurde der Prozess von einer Lenkungsgruppe mitbegleitet. Ziel war es, die Praxisnähe des Orientierungsplans zu stärken und die Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis zusammenzuführen. Dazu fanden Fokusgruppen mit Trägern, Leitungen und weiteren Fachkräften statt, ergänzt durch eine Beteiligungsplattform, über die sich Interessierte aktiv einbringen konnten. Insgesamt waren 16 Autorengruppen an der Erstellung beteiligt – stets mit dem Anspruch, Theorie und Praxis gleichermaßen zu berücksichtigen.
Aufbau und Neuerungen des weiterentwickelten Orientierungsplans
Der neue Orientierungsplan gliedert sich in vier Hauptkapitel:
Orientierung, Anregungen, Konkretisierungen sowie Veranschaulichungen u.a. durch viele Praxisbeispiele.
Bewährte Inhalte, wie beispielsweise die Kita als Bildungsort, bleiben erhalten. Neu hinzugekommen sind u. a. die Themen Verantwortungsgemeinschaft sowie die Ausweitung der Bildungs- und Entwicklungsfelder von sechs auf acht Bereiche. Zudem soll künftig eine Lernplattform aufgebaut werden, auf der ergänzende Materialien und Inhalte bereitgestellt werden.
Ziele und Verbindlichkeit
Die im Orientierungsplan festgelegten Ziele sind verbindlich, ihre Umsetzung liegt jedoch in der Verantwortung der jeweiligen Träger. Übergreifende Themen sind etwa Eingewöhnung sowie Bildungs- und Entwicklungsbeobachtung. Nataliya Soultanian sprach von einer Verantwortungsgemeinschaft und betonte, dass auf jeder Ebene verschiedene Akteur*innen agieren und es hierbei wichtig sei, dass diese miteinander kooperieren.
Medienbildung und Übergänge zur Schule
Ein weiteres Schwerpunktthema war die Medienbildung. Der Orientierungsplan legt hier Wert auf einen reflektierten Umgang mit Medien, der Kindern Selbstwirksamkeit und Verständnis ermöglicht. Zudem wurde die Bedeutung eines engeren Austauschs zwischen Kitas und Grundschulen hervorgehoben, um Übergänge besser zu gestalten.
Praxistransfer und Implementierung
In der anschließenden Diskussion ging es u.a. darum, wie der Transfer in die Praxis gelingt. Die Professorin betonte, dass die Weiterentwicklung des Orientierungsplans bewusst praxisnah und verständlich gestaltet wurde – mit klarer Struktur, Reflexionsfragen und einem übersichtlichen Navigationssystem. Zusätzlich soll es in Zukunft Materialien in „Leichter Sprache“ auf einer Lernplattform geben. Für die Implementierung in den Einrichtungen sind Qualifizierungen und Fortbildungsangebote vorgesehen. Begleitend dazu wird eine vierjährige Transferphase stattfinden, in der der neue Orientierungsplan sukzessive in die Praxis überführt wird.
Zum Abschluss wurde deutlich: Wer sich intensiver mit dem neuen Orientierungsplan beschäftigt, entdeckt zunehmend die Vielfalt an Denkanstößen, die er bereithält.