Herausforderungen und Perspektiven der frühkindlichen Bildung in Stuttgart: im Austausch mit Katrin Schulze  

Die Amtsleiterin des Jugendamts Stuttgart, Katrin Schulze, war beim VFUKS zu Gast, um sich vorzustellen und mit den Mitgliedern über die aktuellen Herausforderungen und Zukunftsaussichten der frühkindlichen Bildung in Stuttgart zu diskutieren. Dabei standen insbesondere die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz, die mediale Darstellung der Kitas sowie strukturelle und personelle Fragestellungen im Mittelpunkt. 

Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz 

Ein zentrales Thema des Gesprächs war die Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz. Katrin Schulze machte deutlich, dass Stuttgart derzeit nicht in der Lage sei, diesen Anspruch flächendeckend zu erfüllen. Viele Kinder, die einen gesetzlichen Anspruch auf Betreuung hätten, müssten zu Hause bleiben, da nicht ausreichend Betreuungsplätze vorhanden seien. Trotz dieses deutlichen Defizits sieht Schulze in der stabilen Haushaltslage der Stadt eine Chance, dass diesem Problem künftig mit der notwendigen Priorität begegnet wird. 

Mediale Berichterstattung über Kitas und frühkindliche Bildung  

Ein weiteres wichtiges Anliegen war die mediale Berichterstattung über Kitas und frühkindliche Bildung. Die Jugendamtsleiterin kritisierte, dass in den Medien kaum über positive Erfahrungen von Eltern mit der Kita-Betreuung berichtet werde. Dabei würden viele Eltern den Kita-Übergang ihrer Kinder als gelungen empfinden. „Es gibt keine Berichte, in denen Erzieherinnen und Erzieher positiv und mit Freude an ihrem Job gezeigt werden“, so Schulze weiter. „Es besteht immer noch der Irrglaube, Erzieherinnen und Erzieher verdienen zu wenig Geld.“ Hier sei dringend mehr Aufklärungsarbeit nötig, um das Berufsbild realistischer und positiver darzustellen.  

Weitere strukturelle Herausforderungen in der frühkindlichen Bildung  

Neben diesen Themen wurden auch weitere strukturelle Herausforderungen in der frühkindlichen Bildung angesprochen. Schulze zeigte sich zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit mit den freien Trägern in den kommenden Jahren stabil bleiben werde. Trotz gewisser Konkurrenz innerhalb der Trägerlandschaft lobte Schulze das insgesamt gute Miteinander der verschiedenen Akteur*innen. Gleichzeitig betonte sie jedoch, dass ein intensiverer Austausch mit den Schulen notwendig sei, um dem steigenden Druck in der Bildungslandschaft gerecht zu werden. 

Als besonderes Anliegen betonte sie das Thema Kinderschutz: Immer häufiger müssten Kinder aus ihren Familien genommen werden, doch oft fehle es an geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten.  

Möglichkeiten zur Verbesserung der Situationen in den Kitas 

In der anschließenden Diskussion wurden verschiedene Ansätze und Forderungen formuliert, um die Kita-Situation zu verbessern. Bettina Stähler, stellvertretende Vorsitzende des VFUKS, betonte, dass es wichtig sei, die bestehenden Herausforderungen nicht nur als Probleme zu sehen, sondern neue, innovative Konzepte zu entwickeln. Die Kitalandschaft habe sich in den vergangenen Jahren bereits stark verändert und es gelte, diesen Innovationsprozess weiter voranzutreiben, ohne dabei die Qualität aus den Augen zu verlieren. Katrin Schulze hob hervor, dass dabei auch die finanzielle Stabilität gesichert werden müsse, um die Qualität langfristig zu gewährleisten und Fachkräfte zu binden. VFUKS-Vorsitzende Waltraud Weegmann sprach sich dafür aus, verstärkt in die Qualifikation von Nicht-Fachkräften zu investieren. Durch gezielte Programme könnten Quereinsteiger*innen innerhalb von drei Jahren zu vollwertigen Fachkräften ausgebildet werden. 

Ein weiteres Anliegen war die Verbesserung der Fortbildungsmöglichkeiten für Kitas. Frau Weegmann schlug vor, dass landesweit geförderte Fortbildungsprojekte aufgesetzt werden sollten, um das Stadt-Land-Gefälle in der Betreuungsqualität zu verringern. Auch der Einsatz von Quereinsteiger*innen könne durch gezielte Begleitung erleichtert werden. Gleichzeitig gelte es, bürokratische Hürden abzubauen und ausländische Fachkräfte schneller anzuerkennen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. 

Auch das drängende Thema Digitalisierung im Kita-Bereich wurde angesprochen. Frau Weegmann sprach hier die Entwicklung einer einheitlichen digitalen Schnittstelle für Kitas an, um Verwaltungsabläufe zu vereinfachen und die Kommunikation zwischen Eltern und Einrichtungen zu verbessern. Katrin Schulze unterstützte die Idee, “Kita-Hopping” müsse vermieden werden.  

Das Gespräch machte deutlich, dass die frühkindliche Bildung in Stuttgart vor großen Herausforderungen steht und bot eine wertvolle Gelegenheit für einen konstruktiven Austausch: Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz kann in Stuttgart derzeit nicht flächendeckend erfüllt werden und in der öffentlichen Wahrnehmung gibt es häufig ein verzerrtes Bild der Kitalandschaft. Dennoch gibt es zahlreiche Ansätze, um die Situation zu verbessern. Es bedarf einer engen Zusammenarbeit zwischen freien Trägern, der Stadt und dem Land, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln.