Der VFUKS fragt die Politik:
Was brauchen “Kitas der Zukunft”?
Der VFUKS fragt die Politik:
Was brauchen “Kitas der Zukunft”?
PDF Programmflyer Woche der freien Träger 2016
„Freiraum geben, Werte vermitteln und Grenzen setzen – Kinder stärken für die Zukunft“
Nach sieben interessanten Veranstaltungstagen ging am Montag (7. März) die zweite Woche der freien Träger zu Ende. Bei insgesamt 15 Einzelveranstaltungen informierten die elf VFUKS-Mitglieder im Verlauf der Aktionswoche mehreren hundert Eltern sowie Fachleute aus Kitas und von Trägern über aktuelle Themen der Frühpädagogik und stellten ihre Einrichtungen, Ideen und Konzepte vor.
Nähe herstellen – Werte leben
Im Gebrüder Schmid Zentrum begrüßte Waltraud Weegmann die zahlreich erschienenen Gäste zum Auftakt der Aktionswoche. „Vielfalt in der Kitalandschaft ist wichtig, um Innovation und Wettbewerb um die besten Ideen und Konzepte zu ermöglichen“, unterstrich Weegmann. Als drittgrößter Kita-Trägerverbund vertritt der VFUKS nicht nur die Interessen von 45 Kindertagesstätten in Stuttgart, die rund ein Drittel der Betreuungsplätze stellen, sondern leistet einen bedeutenden Beitrag zu einem bedarfsgerechten, vielfältigen und pädagogisch wertvollen Betreuungsangebot.
Schirmherrin und Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch betonte in ihrem Grußwort den eigenständigen pädagogischen Auftrag von Kindertagesstätten „auf Augenhöhe mit Schulen“. Anschließend beleuchtete Professorin Dörte Weltzien von der Evangelischen Hochschule in Freiburg in ihrem Eröffnungsvortrag die Bedeutung von Interaktion in der Kita. Sie unterstrich, wie wichtig ein dialogisch orientierter, von Akzeptanz, Wertschätzung und Einfühlungsvermögen geprägter Austausch mit Erwachsenen sei, damit Kinder ein positives Selbstbild entwickeln könnten. Erzieherinnen und Erzieher sollten sich daher Zeit für intensive Gespräche mit den Kindern nehmen, in denen sie zusammen ungestört in ein Thema „eintauchen“. Um dies im hektischen Kita-Alltag gut umsetzen zu können, sei es hilfreich, wenn sich die Teammitglieder dafür gegenseitig den Rücken freihielten.
Vorträge, Gesprächsrunden, Führungen und Workshops
Im Verlauf der Aktionswoche stellten die elf Träger mit Vorträgen, Gesprächsrunden, Führungen und Workshops aktuelle Themen der Frühpädagogik zur Diskussion und präsentieren ihre Häuser.
Grundsatzvorträge und Diskussionsrunden beschäftigen sich mit der Balance zwischen Freiheit und Grenzsetzung in der Erziehung sowie der Vermittlung von Werten. Andere Veranstaltungen beleuchteten die praktische Umsetzung in unterschiedlichen Bildungsbereichen. Von Bewegungs- und Sprachförderung über gesunde kindliche Entwicklung im Medienzeitalter bis hin zum Umgang mit Vielfalt in der Kita und Kunst als Ausdrucksform, das Themenspektrum war breit gefächert.
In der Kita Schlosskinder von pme Familienservice erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in die Kleinkindpädagogik von Emmi Pikler. Die dazugehörigen Materialien wie Kletterdreieck, Rutschbrett oder Hühnerleiter konnten auf der Bewegungsbaustelle ausprobiert werden. Wie Kinder auf ihren Erkenntniswegen begleitet werden können, anstatt sie mit Erwachsenwissen zu belehren, zeigte eine Veranstaltung im element-i-Kinderhaus „Energiebündel“, die sich dem Philosophieren mit Kindern widmete. Im Mahle-Betriebskindergarten der Kinderzentren Kunterbunt drehte sich am Tag darauf alles um das Thema „Berührung mit Respekt“. Die Referentinnen stellten Entspannungs- und Massagegeschichten als Möglichkeit zum Erfahren von Berührung, Wärme und Geborgenheit bei Kindern vor. Anschließend malten die Teilnehmenden sich gegenseitig die Geschichte von der Rückenschnecke auf ihre Rücken.
Auch in der Kita Himmelwerk war am Tag der offenen Tür viel geboten: Kunstpädagogin Katharina Schneider erklärte in ihrem Vortrag, was ein „Kopffüßler“ ist, welche Techniken in Kinderzeichnungen zum Einsatz kommen und was sie über die aktuelle Entwicklungsstufe des Kindes verraten. Dazu gab es eine Kinderkunstausstellung und eine Kunstaktion, bei der Kinder und Eltern nach Herzenslust Farbe mit Wasserpistolen auf eine große Leinwand spritzen konnten.
Kitas der Zukunft: Mehr Freiräume zur Umsetzung innovativer Ideen nötig
Zum Abschluss der Aktionswoche lud der VFUKS zu einer großen kitapolitischen Diskussionsrunde im Treffpunkt Rotebühlplatz. Welchen Herausforderungen müssen sich Kitas in Zukunft stellen? Oder wie viel Innovation ist nötig, um den Herausforderungen gerecht zu werden? Diesen und anderen Fragen ging zunächst Detlef Diskowski, ehemaliger Referatsleiter im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg, in seinem Impuls-Referat nach. Wenn es um neue Ideen für die Kindertagesbetreuung in Deutschland geht, „neigen wir dazu in immer den gleichen Schemata zu denken, doch die Zukunft ist nicht die Gegenwart in XXL“, so Diskowski.
Die anwesenden Politikerinnen und Politiker aus Kommune und Land waren sich in Bezug auf die wichtige Rolle freier Kita-Träger anschließend weitgehend einig. „Von diesen Trägern erwarten wir Innovationen“, hieß es. Die Landesregierung in Baden-Württemberg habe bereits viele Impulse aufgegriffen und positive Veränderungen auf den Weg gebracht, so dass das Land heute bei der Betreuungsqualität in den Kitas bundesweit an der Spitze stehe. Auch mit einer dualen Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern gehe Baden-Württemberg sehr erfolgreich neue Wege.
Die Vertreterinnen und Vertreter des VPK-Bundesverband privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e.V. sowie des Verbands freier unabhängiger Kindertagesstätten Stuttgart (VFUKS) bemängelten jedoch fehlende Freiräume: „Umfangreiche Verwaltungsvorschriften machen es sehr mühsam, neue Ideen und Konzepte umzusetzen“, sagte die VFUKS-Vorstandsvorsitzende Waltraud Weegmann. „Ich habe große Zweifel, ob unter den heutigen Rahmenbedingungen noch ein großer, neuer pädagogischer Wurf, wie zum Beispiel einst die Waldorfpädagogik, möglich wäre.“ Hermann Hasenfuß vom VPK-Bundesverband bestätigte: „Viele Mitglieder aus unserem Verband sagen, dass sie sich von den Landesjugendämtern gegängelt fühlten. Wir benötigen eine neue Kultur des Vertrauens, die den Trägern Ermessenspielräume zugesteht.“