Bereits Kleinkinder fühlen sich durch digitale Medien fast magisch angezogen: 70 Prozent der Kita-Kinder benutzen ein Smartphone mehr als eine halbe Stunde täglich. Oft folgen sie damit dem Beispiel der Eltern. Die im Mai 2017 veröffentlichte BLIKK-Studie belegt Zusammenhänge zwischen intensiver Mediennutzung bei Eltern sowie Kindern und Entwicklungsstörungen der Mädchen und Jungen.
Die Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung stehen außer Frage. Doch die Digitalisierung ist nicht ohne Risiko, zumindest dann, wenn der Medienkonsum außer Kontrolle gerät: Die Zahlen internetabhängiger Jugendlicher und junger Erwachsener steigen rasant – mittlerweile gehen Expertinnen und Experten von etwa 600 000 Internetabhängigen und 2,5 Millionen problematischen Nutzerinnen und Nutzern in Deutschland aus.
Beim Füttern auf dem Handy daddeln?
Die sogenannte BLIKK-Medienstudie macht nun auch die gesundheitlichen Risiken übermäßigen Medienkonsums für Kinder deutlich. Sie reichen von Fütter- und Einschlafstörungen bei Babys über Sprachentwicklungsstörungen bei Kleinkindern bis zu Konzentrationsstörungen im Grundschulalter. Wenn der Medienkonsum bei Kind oder Eltern auffallend hoch ist, stellen Kinder- und Jugendärzte weit überdurchschnittlich entsprechende Auffälligkeiten fest.
“Im realen Leben stehen”
Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, sagte dazu bei der Vorstellung der Studienergebnisse im Mai 2017: „Diese Studie zeigt, welche gesundheitlichen Folgen Kinder erleiden können, wenn sie im digitalen Kosmos in der Entwicklung eigener Medienkompetenz allein gelassen werden, ohne die Hilfe von Eltern, Pädagogen sowie Kinder- und Jugendärzten. Für mich ist ganz klar: Wir müssen die gesundheitlichen Risiken der Digitalisierung ernst nehmen! Es ist dringend notwendig, Eltern beim Thema Mediennutzung Orientierung zu geben. Kleinkinder brauchen kein Smartphone. Sie müssen erst einmal lernen, mit beiden Beinen sicher im realen Leben zu stehen. Unter dem Strich ist es höchste Zeit für mehr digitale Fürsorge – durch die Eltern, durch Schulen und Bildungseinrichtungen, aber natürlich auch durch die Politik.“
Über 5.000 Eltern und Kinder befragt
Unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten und mit Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit hat das Projekt „BLIKK-Medien – Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz und Krankheiten – Kinder und Jugendliche im Umgang mit elektronischen Medien“ 5.573 Eltern und deren Kinder zum Umgang mit digitalen Medien befragt und gleichzeitig im Rahmen der üblichen Früherkennungsuntersuchungen die körperliche, entwicklungsneurologische und psychosoziale Verfassung umfangreich dokumentiert. Die Studie geht damit weit über die üblichen Befragungen zu Mediennutzung hinaus.
BLIKK-Medien ist ein Projekt des Instituts für Medizinökonomie und Medizinische Versorgungsforschung der RFH Köln (iMöV), des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Der Stiftung Kind und Jugend, der Universität Duisburg-Essen sowie der Deutsche Gesellschaft für Ambulante Allgemeine Pädiatrie e.V. (DGAAP).
Links:
- „Ergebnisse der BLIKK Studie 2017“, Informationen auf der Website der Drogenbeauftragten der Bundesregierung
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