Gute Erfahrungen mit Quereinsteigenden

5. Februar 2019 / Comments (0)

Allgemein News

Sowohl Kitas als auch Altenpflegeeinrichtungen können von Arbeitskräften profitieren, die den Beruf wechseln, um in einem dieser Bereiche tätig zu werden. Dies zeigt die Studie „Quereinsteigende auf dem Weg zur Fachkraft“, erstellt im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung im November 2018.

Forscherinnen des Deutschen Jugendinstituts in München (DJI) befragten für die Studie nicht nur die Quereinsteigenden selbst, sondern auch Leitungen von Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen sowie schulische Lehrkräfte nach ihren Erfahrungen.

Ein Weg aus dem Fachkräftemangel?

Das DJI rechnet damit, dass bis 2025 mindestens 310.000 zusätzliche pädagogische Fachkräfte in Kitas gebraucht werden. Und in Seniorenheimen sind unterbesetzte Stationen eher die Regel als die Ausnahme. Angesichts dieses Fachkräftemangels erscheint es in beiden Arbeitsfeldern attraktiv, auch Quereinsteigende einzustellen.
In den Interviews zeigte sich, dass beide Felder unterschiedliche Möglichkeiten des Quereinstiegs bieten und die Zugänge zu den Ausbildungen jeweils unterschiedlich geregelt werden. Im Gegensatz zur Altenpflege liegt die Hürde bei der Kinderbetreuung relativ hoch. In den meisten Bundesländern sind nur Quereinstiege möglich, die über eine Fachausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher führen.

„Große Bereicherung“

Zwar bringe längst nicht jeder und jede die Voraussetzungen mit für die fachlich, physisch und psychisch anspruchsvolle Arbeit in der frühkindlichen Bildung und der Altenpflege, so die Forscherinnen. Jedoch seien diejenigen, die sich im Laufe ihres Berufslebens entschließen, mit einer Ausbildung beispielsweise zum Erzieher oder zur Altenpflegerin noch einmal neu anzufangen, für ihre Einrichtung meist eine große Bereicherung. Die Befürchtung, dass durch die Einstellung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern das fachliche Niveau sinken könne, habe sich bislang als unbegründet erwiesen, so die Wissenschaftlerinnen.

Rolle der Arbeitsagenturen

Den Arbeitsagenturen fällt eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, Interessierte in diese Berufsfelder zu vermitteln. Befragte Leiterinnen und Leiter von Kitas und Pflegeheimen merken kritisch an, dass seitens der Agenturen die persönliche Eignung der vermittelten Personen zu wenig berücksichtigt werde. Außerdem seien die Quereinsteigenden oft ungenügend über die Anforderungen im Tätigkeitsfeld informiert. Das führe zu erhöhten Abbruchquoten in der Ausbildung. Eine „Rekrutierungsoffensive“ über die Arbeitsagenturen wird aus diesen Gründen eher skeptisch beurteilt. Arbeitsagentur, ausbildende Schulen und die Einrichtungen, in denen Quereinsteigende arbeiten sollen, sollten sich auf gemeinsame Anforderungen an Bewerberinnen und Bewerber verständigen und dann entsprechend umfassend informieren.

Positive Erfahrungen

Wer Motivation und Qualifikationsbereitschaft mitbringt, ist der Untersuchung zufolge Schul- und Einrichtungsleitungen in beiden Sektoren willkommen. Die Befragten berichten meist über positive Erfahrungen mit ihren spätberufenen Auszubildenden beziehungsweise Arbeitskräften. Entscheidend ist aus ihrer Sicht neben der Teamfähigkeit der Anwärter und Anwärterinnen, dass sie bereits „praktische Berührungspunkte“ mit ihrem neuen Berufsfeld hatten – sei es im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres, eines Praktikums, in früheren Jobs oder im Privaten. Das kann der Taxifahrer sein, der Freude an der Unterstützung älterer Menschen und dabei das Gefühl hat, etwas Sinnvolles zu tun, oder die Betriebswirtin, die nach einer Familienauszeit lieber mit Kindern arbeiten möchte, als wieder ins Controlling zurückzukehren.

Strukturiert, zielorientiert, belastbar

Die Wissenschaftlerinnen schreiben, dass es zudem erkennbar sei, „dass Quereinstiege gerade auch Männern die Möglichkeit eröffnen, geschlechtstypische Berufswahlentscheidungen hinter sich zu lassen“ und im zweiten Anlauf einen „Frauenberuf“ zu wählen – was sie sich in jüngeren Jahren nicht getraut hätten. Quereinsteigende sind gemäß der Studie gegenüber jüngeren Auszubildenden in mancher Hinsicht im Vorteil: Lehrkräfte in der theoretischen Ausbildung erleben sie als „sehr reflektiert und engagiert“, in der betrieblichen Praxis gelten sie als „strukturiert, zielorientiert und belastbar“.

Herausforderungen

Den Befragungen zufolge kommt es zuweilen zu Überforderungen, weil in Vergessenheit gerät, dass es sich bei den Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern trotz reichlicher Lebenserfahrung um Auszubildende handelt. Zudem tun sich jüngere Vorgesetzte sowie Praxisanleiterinnen und -anleiter gelegentlich schwer im Umgang mit älteren Quereinsteigenden. Gelungene Quereinstiege setzen insofern auch „neue Personalkonzepte und eine gezielte Teamentwicklung auf Seiten der Kitas und Pflegeheime voraus“, konstatieren die Autorinnen.

Damit Alten- und Kinderbetreuung auch langfristig von den Quereinsteigenden profitieren, müsse natürlich auch deren „Verbleib“ in diesem Tätigkeitsfeld sichergestellt werden, heißt es in der Studie.

Links

  • Neue Studie zu Berufswechslern, Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung vom 02.11.2018, inclusive Möglichkeit zum Download der Studie
  • Motivierte Umsteiger, Artikel in „Böckler Impuls“, dem Online-Informationsdienst der Hans-Böckler-Stiftung. Ausgabe 17/2018

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