Kinderfreundliches Deutschland?

6. November 2018 / Comments (0)

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Nur eine knappe Mehrheit der Bevölkerung hält Deutschland für kinderfreundlich. Das ermittelte das Deutsche Kinderhilfswerk in einer Umfrage zum Weltkindertag 2018. Das Ergebnis zeigt einen deutlichen Handlungsauftrag an die Politik, mehr als bisher für eine kinderfreundliche Gesellschaft in Deutschland zu tun.

Ist Deutschland ein kinderfreundliches Land?

Nur 56 Prozent der Befragten bejahen diese Frage. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als noch vor drei Jahren. 39 Prozent hingegen halten Deutschland nicht für kinderfreundlich. Jüngere geben häufiger an als Ältere, Westdeutsche häufiger als Ostdeutsche, Anhängerinnen und Anhänger der Unionsparteien häufiger als solche von AfD oder Linkspartei, dass Deutschland alles in allem ein kinderfreundliches Land sei.

Für die repräsentative Erhebung befragte das Politik- und Sozialforschungsinstitut Forsa deutschlandweit 1.007 wahlberechtigte Personen ab 18 Jahren.

Aspekte einer kinderfreundlichen Gesellschaft

Die Umfrage berücksichtigt verschiedene Aspekte von Kinderfreundlichkeit. 98 Prozent der Befragten sehen eine große Bedeutung im Schutz der Kinder vor Gewalt. Auch die Unterstützung von Familien (beispielsweise finanziell oder durch eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie) sowie ausreichende Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder halten über 80 Prozent der Befragten für sehr wichtig oder wichtig.

Über drei Viertel der Umfrageteilnehmer bewerten außerdem die folgenden Aspekte als wichtig oder sehr wichtig: Selbstbestimmte Zeit und ausreichende Erholung für Kinder, Bekämpfung von Kinderarmut seitens der Politik, Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern im Alltag (beispielsweise im Restaurant, in der Öffentlichkeit, in der Nachbarschaft) und Bemühungen um Kinder aus Flüchtlingsfamilien.

Bei der Bewertung der Wichtigkeit der Aspekte zeigen sich kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Ost- und Westdeutschen, den verschiedenen Altersgruppen oder den Anhängerinnen und Anhängern unterschiedlicher Parteien.

Umsetzung in Deutschland

Auf die Frage, ob die genannten Aspekte gegenwärtig gut oder sehr gut in unserer Gesellschaft umgesetzt werden, antworteten die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer jedoch mit deutlich niedrigeren Zustimmungswerten. Der wahrgenommene Erfüllungsgrad der Aspekte entspricht nach Einschätzung der Befragten nicht der Wichtigkeit, die sie ihnen zumessen. Hier empfinden die Teilnehmenden zum Teil große Diskrepanzen, besonders bei den Punkten Bekämpfung von Kinderarmut, Unterstützung von Familien sowie dem Schutz der Kinder vor Gewalt. Aber auch hinsichtlich selbstbestimmter Zeit und ausreichender Erholung für Kinder sowie Spiel- und Freizeitmöglichkeiten erkennen die Befragten Defizite.

Insgesamt sehen 85 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer die Politik in der Pflicht, sich besonders um die Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland zu kümmern. Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, zieht den Schluss: „Die Zahlen sind ein klarer Auftrag für die Politik zu handeln, damit wir uns endlich auf den Weg zu einer kinderfreundlichen Gesellschaft für alle Kinder machen, und es egal ist, woher ein Kind kommt oder ob seine Familie arm ist.“

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Foto: Joel Overbeck/unsplash.com