Kinderrechte am eigenen Bild…

18. Dezember 2018 / Comments (0)

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…werden oft nicht gewahrt – ausgerechnet in der eigenen Familie. „Die Nutzung digitaler Medien führt hier oftmals zu einer gravierenden Gefährdung der Persönlichkeitsrechte von Kindern.“ Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität zu Köln in Kooperation mit dem Deutschen Kinderhilfswerk.

„Sharenting“ und Persönlichkeitsrechte der Kinder

Digitale Medien und soziale Netzwerke spielen heute in der Kommunikation von Familien eine zunehmend große Rolle. Die Studie untersuchte unter anderem, inwieweit digitale Mediennutzung und sogenanntes „Sharenting“ – das Verbreiten von Kinderbildern durch Eltern in sozialen Medien – zum Familienalltag gehören. Ferner beleuchtete sie, inwiefern die Beteiligungs- und Persönlichkeitsrechte von Kindern berücksichtigt werden. Zwölf Familien mit insgesamt 21 Kindern im Alter von sechs bis 15 Jahren nahmen an der Befragung teil.

Ergebnisse

Es zeigte sich, dass die befragten Eltern sich bemühen, ihren Kindern einen möglichst sicheren und autonomen Zugang zu digitalen Medienangeboten zu ermöglichen. Gleichzeitig stehen sie den Risiken und Weiterentwicklungen der Nutzung dieser Medien oft unsicher und hilflos gegenüber. Beim Versuch, ihre Kinder zu schützen, greifen manche Eltern zudem tief in die Privatsphäre des Kindes ein, beispielsweise durch Kontrolle von Chatverläufen oder durch Standortabfragen. Andere verlagern die Verantwortung auf ihr Kind, indem sie ihm „vertrauen“. Die Studie benennt elterliche Reaktionen wie „Resignation, Ignoranz, Pragmatismus, Hilflosigkeit und Unbedarftheit“.

Insbesondere bei der Nutzung sozialer Netzwerkdienste wie WhatsApp, Facebook, Instagram, Snapchat und YouTube treten Unsicherheiten auf. Die Mehrheit der Eltern unterscheidet dabei Facebook als „öffentlich“ und WhatsApp als „privat“. Dies führt dazu, dass sie stärker reflektieren, was sie auf Facebook veröffentlichen und dagegen weitgehend bedenkenlos Daten über WhatsApp teilen.

Die Studie ergab ferner, dass Kinder oftmals genaue Vorstellungen davon haben, ob, wann und mit wem Bilder von ihnen geteilt werden sollten. In der Regel verbreiten viele der befragten Eltern jedoch Bilder ihrer Kinder, ohne diese an der Entscheidung darüber zu beteiligen.

Eltern und Kinder nicht allein lassen

Prof. Dr. Nadia Kutscher, Professorin an der Universität Köln und Autorin der Studie, betont, dass Familien in diesen Fragen nicht allein gelassen werden sollten. Kindertageseinrichtungen, Schulen oder Erziehungsberatungsstellen könnten dabei eine unterstützende Rolle übernehmen. Es zeige sich aber auch, dass die Verantwortung nicht nur auf individueller Ebene liege und es entsprechender schützender Rahmenbedingungen bedürfe. Zudem werde deutlich, dass Kinder an vielen Stellen viel stärker in Entscheidungen einbezogen werden müssten, die sie und ihre Daten bzw. Rechte am eigenen Bild betreffen.

Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, plädiert in diesem Zusammenhang für „einen modernen, ganzheitlichen und ausdrücklich an der UN-Kinderrechtskonvention ausgerichteten Jugendmedienschutz, der gleichermaßen Schutz, Teilhabe und Kompetenzförderung von Kindern in den Medien absichert“.

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