In den letzten zwölf Jahren ist die Zahl der Beschäftigten in Kitas um 74 Prozent auf einen Höchststand gestiegen. Dabei hat sich der Anteil von Personen mit Fachschulabschluss (70 %) kaum verändert, ebenso wie der von Männern (6 %). Diese und weitere Erkenntnisse zum Arbeitsmarkt Kitabetreuung stellt das „Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019“ vor und leitet Handlungsbedarfe ab. Denn die Personalfrage sei längst zur Zukunftsfrage für die frühe Bildung geworden, heißt es in der Studie.
Das Projekt
Das Fachkräftebarometer (FKB) ist ein Projekt der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) am Deutschen Jugendinstitut (DJI). Gestützt auf amtliche Statistiken von Bund und Ländern informiert das FKB umfassend über aktuelle Daten und Entwicklungen bezüglich Personal, Arbeitsmarkt und Qualifizierung in der Kindertagesbetreuung. Zentrale Ergebnisse präsentierte die WiFF im Juni 2019, der ausführliche Bericht wird im Juli erscheinen. Es ist die dritte Bestandsaufnahme nach 2014 und 2017, vorgelegt unter Leitung von Professorin Dr. Anke König, Universität Vechta, und Professor Dr. Thomas Rauschenbach, DJI München.
Einige Ergebnisse
2018 arbeiteten in Kitas und öffentlicher Kindertagespflege fast 770.000 Beschäftigte. Die Zahl der Einrichtungen wuchs zwischen 2007 und 2018 um 15 Prozent, die der betreuten Kinder um 20 Prozent. Letzteres ist vor allem auf die gestiegene Quote von unter Dreijährigen zurückzuführen, für die es derzeit in vier von fünf Kitas Betreuungsplätze gibt.
Deutliche Zuwächse von etwa 50 Prozent sind ferner zu verzeichnen bei der Zahl von Kindern mit besonderem Förderbedarf und solchen, die in ihren Familien eine andere Sprache als Deutsch sprechen.
Kritischer Blick auf die Personalsituation
Die Studie zeigt, dass über zwei Drittel der Kita-Fachkräfte den Berufsabschluss Erzieherin oder – wesentlich seltener – Erzieher vorweisen. Auffällig ist die hohe Teilzeitquote, die wie in den Vorjahren bei 60 Prozent liegt. Die Studie sieht die Frühe Bildung vor der Herausforderung, über das gängige Fachkräfteprofil hinaus weitere Personengruppen zu rekrutieren und langfristig zu binden.
Im Zuge des Ausbaus entsprechender Fachschulen haben im Schuljahr 2017/18 zwar mehr Personen eine Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher begonnen als je zuvor. Dieser Trend schwächt sich jedoch ab, auch aufgrund der sinkenden Jahrgangsstärken bei den Schulabgängerinnen und -abgängern. Mit unterschiedlichen Ausbildungsmodellen, beispielsweise der vergüteten praxisintegrierten Ausbildung (PIA), versuchen die Länder den Einstieg in das Berufsfeld attraktiver zu machen.
Zu wenig akademisch ausgebildete Kräfte
Bei einem Anteil von sechs Prozent der Kita-Beschäftigten sind Fachkräfte mit akademischem Abschluss gering vertreten. Anke König sieht das kritisch: „Die Professionalisierungsansprüche für die Frühe Bildung drohen aufgrund der angespannten Personalsituation zunehmend in den Hintergrund zu geraten. Das ist fatal, denn um die steigenden Anforderungen konzeptionell bewältigen zu können, sind gerade akademische Fachkräfte gefragt.“ Auch sieht sie die Ausstattung der Leitungen mit durchschnittlich 2,1 wöchentlichen Leitungsstunden als „nicht ansatzweise ausreichend“ für deren wachsende Aufgaben, besonders angesichts zunehmender Heterogenität in den Teams.
Links
- Fachkräftebarometer Frühe Bildung, Informationsangebot der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)
- Der Arbeitsmarkt Kindertagesbetreuung erreicht neue historische Höchstmarke, Pressemitteilung des Deutschen Jugendinstituts DJI vom 24.6.2019 zu den zentralen Ergebnissen des Fachkräftebarometers 2019
- Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte, Website
Foto: Ausschnitt aus Cover des Fachkräftebarometers Frühe Bildung 2019