Der derzeitige Kitaplatz-Mangel ist auf eine Vielzahl von Ursachen zurückzuführen. Ein SPIEGEL ONLINE-Artikel vom 8. Juni 2018 beschreibt die Zusammenhänge.
Betreuungslücke für unter Dreijährige
Nach einer Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft – IW fehlten im März 2017 bundesweit fast 300.000 Kitaplätze für Kinder unter drei Jahren. In den östlichen Bundesländern hatten bis zu sieben Prozent dieser Kinder keinen Betreuungsplatz, bei den Spitzenreitern Bremen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz waren es 16 bis 20 Prozent. In Baden-Württemberg lag die Quote bei 13,8 Prozent. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Personalschlüssel in den Bundesländern variieren.
Vielfältige Ursachen
Der SPIEGEL-Artikel nennt neben steigenden Geburtenzahlen sowie dem starken Zuzug von Familien auch den Fachkräftemangel als Ursache. Laut Aussage von Kathrin Bock-Famulla, Expertin für Bildungsinvestitionen bei der Bertelsmann-Stiftung, fehlen 107.000 Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland. Die Länder hätten in den vergangenen Jahren kaum Maßnahmen ergriffen, um mit verstärkter Ausbildung von Fachpersonal gegenzusteuern.
Am Beispiel von Berlin führt der Artikel ferner aus, dass eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels den Personalmangel verschärft habe. Zudem sei hier der Stichtag für das Geburtsdatum einzuschulender Kinder von Dezember auf September verschoben worden mit der Folge, dass viele Kinder nun später schulpflichtig würden und damit länger in der Kita blieben.
Wido Geis, Experte für Familienpolitik beim Institut der Deutschen Wirtschaft, erläutert, dass die Anzahl von Kita-Kindern auch deshalb gestiegen sei, weil mehr Eltern ihren Nachwuchs vor dem dritten Lebensjahr in die Kita schicken wollten – eine Entwicklung, mit der die Kommunen nicht in diesem Umfang gerechnet hätten. Zudem werde für den Ausbau von Ganztagsschulen Personal gebraucht, häufig seien das Erzieherinnen und Erzieher, die dann in den Kitas fehlten.
Mangel wird fortbestehen
Nach Kathrin Bock-Famulla ist zu erwarten, dass auch in den nächsten Jahren der Mangel an Kita-Plätzen fortbestehen wird. Steigende Nachfrage bei der Ganztagesbetreuung, Renteneintritt vieler älterer Erzieherinnen und Erzieher, Mangel an Pädagoginnen und Pädagogen für die Ausbildung von Fachkräften werden als Faktoren genannt, die die Situation in Zukunft sogar noch verschärfen dürften.
Im Rahmen des „Gute-Kita-Gesetzes“ will der Bund die Verbesserung der Qualität in Kitas fördern. Nach Darstellung des SPIEGEL übersteigen jedoch die dafür erforderlichen geschätzten Kosten um ein Vielfaches die Summe von 3,5 Milliarden Euro, die das Familienministerium zugesagt hat.
Links
- „Wir müssen draußen bleiben“, Artikel auf SPIEGEL-online vom 8.6.2018
- „Kinderbetreuung – Es fehlen immer noch fast 300.000 U3-Plätze“, Kurzbericht des IW vom 10.2.2018